Vorzugsweise dann doch Tauchen, dachte ich mir, weil das Einzige, was ich bis dahin beim Kiten beherrschte, der Bodydrag (im Bodden) war. Zumindest solange, bis ich eine der Kiteschulen im Süden von Fuerteventura besuchte.
Kiteurlaub auf Fuerteventura
Schon Zuhause überlegten wir, dass ein Kurs genau das Richtige für mich wäre, um mehr Selbstvertrauen beim Kitesurfen zu gewinnen und endlich auch mal Fahren zu lernen. Also schrieb Philipp eine E-mail an Chris Dick Kiteboarding, die uns prompt antworteten und meinten, wir sollten nach unserer Ankunft auf der Insel einfach mal vorbei schauen. So wanderten wir gleich am zweiten Urlaubstag eineinhalb Stunden in der prallen Sonne am Strand der Costa Calma entlang und suchten die Chris Dick Kiteschule. Leider vergebens! Aus “einfach mal vorbei schauen” wurde also leider nichts.Irgendwann erschien eine kleine Oase in der Ferne, wie ein einziger grüner Fleck inmitten der öden Sandlandschaft. Kiteschirme standen am Himmel und Palmen wiegten sich im Wind. Keine Fata Morgana – sondern das Kite Center von René Egli. Dort angekommen tranken wir eine eiskalte Cola, genossen den Ausblick über die wasserleere Lagune und buchten nach kurzer Beratung für mich den F-Kurs.
Sotavento
Der beliebte Touristenort Costa Calma endet mit dem Surfspot Sotavento. Hier gibt es einen Einstieg in den welligen Atlantik sowie, je nach Tide, die Möglichkeit in der Sotavento Lagune zu surfen. mehr zum Spot »
Windrichtung
Art des Strandes:
Sand
Spot-Style:
Kitesurfen, Windsurfen, Buggykiten, Landkiten
Art des Wassers:
Stehtief, Glattwasser, Welle(klein), Welle(mittel)
Sand
Spot-Style:
Kitesurfen, Windsurfen, Buggykiten, Landkiten
Art des Wassers:
Stehtief, Glattwasser, Welle(klein), Welle(mittel)
Natürlich war an diesem Tag kein Wasser in der berühmten Sotavento Lagune und somit musste ich bei ablandigem Wind in den Atlantik, welcher bereits nach 1 Meter meinen 1,60m-Körper komplett verschluckte. Kräftige Strömungen, die mir immer wieder mein Board entrissen (daher die blauen Flecke), Wellen und Angst vor Meeresungeheuern in tiefem Wasser taten ihr Übriges und so kam ich am ersten Tag leider nicht dazu mein Können in Sachen Wasserstart unter Beweis zu stellen. Trotz der coolen Wassersport-Action bei der ich 5 Mal von dem zur Kiteschule gehörenden Jetski gerettet wurde (das allein war mir schon das Kursgeld wert) möchte ich allen Kitern und vor allem den Anfängern die Sotavento Lagune ans Herz legen und nur den hart gesottenen mit Oberschenkeln aus Stahl das offene Meer samt seiner ablandigen Passatwinde (und dem Rettungs-Jetski) empfehlen.
Leider musste ich auch am zweiten Tag aufs Kiten verzichten. Über 36 Knoten: Nichts für zierliche 50 Kilo. Nicht umsonst nennen die Einwohner den Wind dort „gusty“(böig, stürmisch) denn schon beim Anknüpfen des Kiteschirms knallte der Wind so, dass aufwirbelnder Sand sich auf der Haut wie 100.000 Nadelstiche anfühlte.
Selbst die Kitekurse mit den 110 Kilo Männern wurden abgebrochen. Und auch mein Freund hatte nach knappen 40 Minuten mit nem 7er Leihkite und Aufbau mit geschlossenen Augen (im Sandsturm) die Schnauze voll.
Am dritten Tag war ich auch wieder mit dabei. Vorfreude. Herzklopfen. Die Lagune füllte sich und der Wind – war weg. Pünktlich zum Start meines Kurses. 2 Stunden warteten wir auf Wind, saßen in voller Montur am Strand. Aber nix regte sich, bis auf die Gemüter und so fand ich schnell Gespräche mit Menschen, die die gleiche Leidenschaft hatten und die sich vom Wind genauso verarscht fühlten wie ich mich.
Dann endlich am vierten Tag erlebte ich das, wovon alle die ganze Zeit schwärmten. Der heilige Gral von Fuerteventura. Das i-Tüpfelchen dieser spanischen Insel. Ich konnte endlich in der Frischwasserlagune fahren (lernen). Auf einer Fläche von 3x1 km sind nur noch drei Kiteschulen dazu autorisiert, dort zu unterrichten. Und ich hatte mich Gott sei Dank für eine von Ihnen entschieden. Ich schwebte übers Wasser. Mein erstes Mal! Wahnsinn!
Die Gezeiten und die Mondphasen stimmten mit dem Wind UND mit meinem Urlaubsplan überein – das war wie ein Sechser im Lotto. Und so fühlte ich mich. Voller Glückseligkeit und Ausgeglichenheit – so wie viele andere. Denn ich war nicht die einzige, die gewartet hatte. Vor Ort habe ich viele Menschen aus den verschiedensten Ländern kennengelernt und alle warteten auf das Wasser in der Lagune. Manche von ihnen legten ihre Urlaubszeit extra in die 10 Tage im Monat in denen das Wasser in der Lagune sein sollte. Wir hatten jedoch einfach nur Glück. Auf der René Egli Seite kann man sich immer den jahresaktuellen Tideplan angucken.
Glück war auch, dass in der Kiteschule jeden Tag ein Fotograf vor Ort ist und das Geschehen dort dokumentiert. So habe ich von meinem ersten Wasserstart und von den vielen gekonnten Stürzen davor wunderbare Bilder (gekauft). Das Beste daran? Der Fotograf kitet selbst und so gab er mir beim Anschauen der Fotos fantastische Tipps, lachte mit mir und manchmal auch über mich.
Für mich hat es sich auf jeden Fall gelohnt. Für meinen Freund, der den Kite Advanced Pool gewählt hat, eher nicht so. Er hoffte auf großartige Tipps und Anleitungen zu Sprüngen, dabei wurde ihm einfach nur gezeigt wo sich das Meer befindet und das war es dann auch schon. Plus die Rettung mit dem Jetski wäre inklusive gewesen. Im Internet habe ich das später auch leider immer wieder gelesen. Ungepflegtes Leihmaterial, keine Deutsch sprechenden Lehrer, welche dann auch noch ab und an mal verschwinden und verschiedene Kursstufen in einen Kurs gepackt haben. Schade für diesen großartigen Spot, der vor allem auch für Familien mit Kleinkindern durch die Lagune viel zu bieten hat und nicht nur durch die Infrastruktur sondern auch mit seinem Flair besticht.
Natürlich gibt es auch andere Kiteschulen und diverse schöne Spots auf Fuerteventura, wie zum Beispiel der Flag Beach kurz vor Corralejo an der nördlichen Ostküste oder der Glass Beach gleich daneben. Letzterer ist aber leider wenig bis gar nicht erschlossen und somit gibt es dort weder Rettungstürme noch eine Infrastruktur. Heftige Strömungen und bis zu 1,5 m hohe Wellen sowie ablandige Winde sind immer mit Vorsicht zu genießen, aber gerade beim Glass Beach wo der Einstieg felsig und die Wellen über Lavariffe brechen, sind oft nur geübte Wellenreiter anzutreffen.
Glass Beach
Ein paar Kilometer weiter im Süden, vom bekannten Flag Beach, liegt ein weiterer begehrter Wellenspot: der Glass Beach. Aber Vorsicht vor dem Riff! mehr zum Spot »
Windrichtung
Art des Strandes:
Steine, Sand
Spot-Style:
Kitesurfen, Surfen, Windsurfen
Art des Wassers:
Welle(mittel), Welle(groß)
Steine, Sand
Spot-Style:
Kitesurfen, Surfen, Windsurfen
Art des Wassers:
Welle(mittel), Welle(groß)
Mein Fazit: Fuerteventura war eine sehr gute Wahl. Es gibt zwar keine Flora oder Fauna, kaum ein Nachtleben und mit den Sehenswürdigkeiten ist man auch nach einem Tag durch, aber die Kitespots und das Flair vor Ort sind Top! Ich kann es jedem nur empfehlen, der für wenig Geld einen kurzen Flug, Sonne satt und ganz viel Wassersport will.
Seit dem 1/1/2017 findet ihr im Süden Fuerteventuras eine neue und kleine aber feine Kite-, Surf- & und Windsurfstation. Nehmt ihr die Abfahrt "64" von Norden kommend (Costa Calma Ost), findet ihr die Station gleich links am Strand von euch. Matas Bay befindet sich direkt an der Wasserlinie. Zu 90 % trefft ihr hier auf den typischen ablandigen Passatwind, der die Bucht von Matas Blancas zur perfekten Flachwasserpiste verwandelt. Das ist auch der Grund, dass seit Jahren hier die Dunkerbecks Speedweltmeisterschaften durchgeführt werden. Für Einsteiger und Cracks ist die Bucht einfach genial, um schnell neu gesteckte Ziele zu erreichen.
Alle 2 Wochen gibt es bei uns an der Station eine Beachparty mit Barbecue (selbstgefangener Thunfisch oder aus Fuerteventura stammende typischen schwarze Schweine oder verschieden Gemüsesorten, für jeden ist immer etwas dabei). Grillabende am Beach mit chilliger Musik sucht ihr im Süden Fuerteventuras vergeblich. Die Infrastruktur ist leider nicht für diese Art von Strandnutzung ausgelegt.
Kommt vorbei , wir freuen uns auf euch :)
Das Team von Mats Bay
www.matsbay.com
00:04 - Mi, 20. Sep, 2017
00:08 - Mi, 20. Sep, 2017
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